Kaffeerösterei

Kaffeerösterei

Freitag, 2. Februar 2018

Was ist eigentlich Gemeinwohl mit Public Value oder Gemeinwohl Ökonomie?

Begriffsvielfalt - Zufall oder konsequent?

Ich habe versucht meine Idee über das Gemeinwohl in einen Rahmen zu bringen, der aus wissenschaftlicher Forschung, aber auch allgemeinen Informationen besteht. Ich gehe gestärkt aus dieser Recherche und habe nun mehr Gewissheit, dass PAMOJA Gemein.gut Kaffee wohl in irgendeiner Form Aspekte der Diskussion aufgreift und gleichzeitig etwas anderes ist.

Die Begriffe in Kürze

Aus der Vielzahl der Fundstellen möchte ich kurz auf die zwei Modelle eingehen, um dann mein Verständnis von Gemein.gut darzustellen. Denn eigentlich könnte Gemeinwohl am Ende (auch wenn es die gemeinsame Interaktion vieler individueller Mitmacher erfordert, was die Sache erschweren könnte) etwas ganz Einfaches sein.

Gemeinwohl - GemeinwohlAtlas - Public Value

Einen wissenschaftlichen Ansatz liefert die Universität Sankt Gallen in der Schweiz, die den Public Value Ansatz eingeführt hat, auf dem der 2014 erstmals erschienene GemeinwohlAtlas basiert. Interessant dabei ist die Herangehensweise und die Möglichkeit, Kriterien des Ansatzes kennen zu lernen. Mit der Einführung eines GemeinWohl-Score wird versucht Aussagen erfassbar und statistisch messbar zu machen. Eine Fragestellung lautet beispielsweise wonach eine Organisation bewertet wird. Dann werden die repräsentativen Umfragen zu Gemeinwohl, Aufgabenerfüllung, Zusammenhalt, Lebensqualität und Moral mit Zahlen unterfüttert in dieser Studie.

Was mir daran nicht gefällt und was eben nichts mit Wertschöpfung in Händen der Konsumenten zu tun hat, findet auch Anklang in einer Textstelle bei Wikipedia, die sich so liest:

"Die Rückführung des Gemeinwohls auf die Bewertung durch die Bevölkerung stellt 
eine Besonderheit des GemeinwohlAtlas dar und folgt der theoretischen Festlegung, dass 
Gemeinwohl nicht auf der Basis von "Fakten" durch Experten bestimmbar ist, sondern erst 
durch die Wahrnehmung und Wertschätzung in der Öffentlichkeit entsteht."

Anders ausgedrückt wird hier das Pferd von hinten aufgezäumt. Firmen und Organisationen, die bereits seit langem existieren, werden hier im Spiegel der öffentlichen Wahrnehmung in ein Ranking aufgenommen. Das Ranking bietet so wenig Überraschendes. Des weiteren gefällt mir nicht, dass bekannte Firmen hinter der Studie stehen beziehungsweise damit in Zusammenhang gebracht werden könnten.

Mir würde eben genau diese Definition von Gemeinwohl auf der Basis von Fakten zusagen. Einfach allein schon aus dem Grund, mit etwas Greifbarem arbeiten zu können und darauf aufzubauen.

Gemeinwohl Ökonomie

Im Selbstbeschrieb auf der Gemeinwohl Ökonomie Homepage kann man lesen, dass das ein Wirtschaftsmodell mit Zukunft sei. Ich persönlich bleibe gleich am Anfang bei der Vision hängen, weil hier viel Schwammiges, nett verpackt, präsentiert wird. Gerade die Grafik zeigt mir, dass die Zivilgesellschaft - wir Alle - zu kurz kommt. Alles Absichtserklärungen und mit einem beindruckenden Zahlenwerk. Interessant finde ich allerdings, dass eine zitierte Seite auf der eigenen Website von Gemeinwohl Ökonomie nicht zu finden war, die Belege liefern sollte (https://www.ecogood.org/de/community/regionalgruppen/). Vielleicht mein Fehler, keine Ahnung? So fehlt der Beleg für die an anderer Stelle der Website gemachten Aussagen: 


"Seit der Entstehung 2010 haben sich über 2.200 Unternehmen, über 160 Organisationen 
und über 9.000 Personen der Initiative angeschlossen. Rund 100 Regionalgruppen 
(Stand Juni 2017) haben sich gebildet. Schwerpunkte bilden dabei die DACH-Staaten,
 weitere Staaten in Europa sowie in Südamerika."


Konsumenten als Eigentümer mit den direktesten Verbindungen zu den Erzeugern

Mein persönlicher Wunsch ist es, dass kritische Konsumenten den Handel selbst in die Hand nehmen und so mehr Einfluss nehmen können. 

Jeder Zwischenschritt der Wertschöpfungskette, der entfällt, bedeutet einen Gewinn für die Gesellschaft. Sowohl Hersteller als auch Konsumenten, egal wo auf der Welt, haben daraus den besseren Nutzen.

Es geht nicht um die Schaffung immer neuer Strukturen und Organisationen, es geht nicht um Verschachtelung und ein verwirrendes Netzwerk der profitorientierten Wertschöpfung. Es geht um das genaue Gegenteil: Effizienz durch direkteste Handelsbeziehungen.

Freitag, 13. Oktober 2017

Role Models in Afrika: Judy Thongori, Rechtsanwältin

Das Institute for Inclusive Security zählt Judy Thongori zu den handverlesenen 17 weiblichen Persönlichkeiten, die die Welt verändern können. Im Jahr 2015 empfiehlt diese Organisation dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama ein persönliches Treffen mit zehn Frauen aus Kenia, die er unbedingt kennen sollte. Wieder ist diese herausragende kenianische Rechtsanwältin darunter.

© by The Institute for
Inclusive  Security
Wer ist diese Frau und was zeichnet sie aus?

Nun, um dazu eine erste Einschätzung zu gewinnen, möchte ich interessierte Leser auf den Wikipedia-Artikel unter dem Stichwort Judy Thongori hinweisen. In der allgemeinen Wahrnehmung dürften eventuell zwei Dinge von entscheidender Bedeutung sein. Einerseits hat sie erfolgreich gegen die kenianische Regierung geklagt, weil sie zurecht die Auffassung vertrat, dass diese die Frauenquote von 30% nicht erfüllte. Auf der anderen Seite tritt Judy Thongori immer wieder als Kolumnistin in kenianischen Zeitungen und Zeitschriften öffentlich in Erscheinung.

Ich habe Judy Thongori anlässlich einer Wahlbeobachtung in Kenia kennen gelernt. Es ging um die Präsidentschaftswahlen 2002, aus denen im Anschluss Mwai Kibaki als Präsident Kenias hervor ging. Sie war damals für FIDA, eine internationalen Rechtsanwältinnenorganisation tätig. Gemeinsam mit ihrem Team aus engagierten Anwältinnen besuchte sie die Wahlstationen und war vorort für viele Bürgerinnen und Bürger Ansprechpartnerin bei Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit der Stimmabgabe.

Sie lud mich ein das Team an diesem Tag zu begleiten. Gerne habe ich zugesagt und viel gelernt über einen ganz normalen Wahltag in Kenia. Ich möchte betonen, dass es sich nicht um eine offizielle Wahlbeobachtungsmission, wie etwa der EU handelte. Diese offiziellen Missionen sind Geldvernichtungsmaschinen, die selbst die intransparenteste Veranstaltung sind, die man sich vorstellen kann.

Jedenfalls: Nach getaner Arbeit saßen wir dann zusammen, gemeinsam Kaffee trinken und über den Tag resümieren. Nicht als gute Freunde, sondern als Menschen, die ihre Mission dieses Tages sehr ernst genommen hatten. Judy und die anderen Rechtsanwältinnen hatten mich als ein Ergebnis unseres gemeinsamen Tages dann im Nachgang gebeten Informationen zu diesen europäischen Missionen zu sammeln und direkt in Deutschland bzw. Brüssel zu verschiedenen Themen nachzufragen und Antworten zu finden.

Die wesentlichen Fragen, die mir die FIDA-Anwältinnen stellten, waren: Wer sind die Teilnehmer der EU-Wahlbeobachtungsmission? Wodurch sind diese Personen qualifiziert? Weshalb strömen knapp zwei Wochen vor den Wahlen rund 140 Personen ins Land, quartieren sich in Luxushotels ein und behaupten irgendeine qualifizierte Einschätzung zu den Wahlen abgeben zu können? Weshalb werden im Zusammenhang mit der Mobilität dieser EU-Mission viele nagelneue Geländewagen gekauft und wo landen diese sehr teuren Fahrzeuge nachdem die Wahlbeobachter das Land nach kürzester Zeit wieder verlassen?

Im Frühjahr 2003 habe ich Judy folgende Antwort gegeben: "Meine Versuche Antworten zu diesen Fragen zu finden waren erfolglos. Sowohl in Deutschland, wo ich meine Wahlkreisabgeordneten der verschiedenen Parteien anfragte als auch auf EU-Ebene habe ich mit einer Ausnahme keine Antwort erhalten. Die eine Antwort war jedoch nur der Verweis auf eine zuständige Person bei der EU."

Shame on you, Mandatsträger und EU.






Freitag, 6. Oktober 2017

Cappuccinoträume am Berg Ararat

Manchmal sind es ausschliesslich die Umstände und Zufälle, die eine Geschichte entstehen lassen. Umstände, ungeplant und bar jeder Einflussnahme können viele Bedeutungen haben. Angereichert mit einer Prise Zufall öffnet sich eine Tür, auf die man nur blickte und nun ihres weiteren Geheimnisses berauben kann.

Weil die Kamera in Griffnähe lag, gab es den folgenden Schnappschuss. Der Milchschaum im Cappuccino sah aus wie der Berg Ararat mit seinem kleineren Nachbarn, dem Berg Aragats. Beides sind enorm mächtige Erscheinungen mit 5137 m bzw. 4090 m. Mit etwas Glück, kann man sie an einem klaren Tag von Armeniens Hauptstadt Jerewan wunderbar vereint wie gute Freunde zusammen erleben. Für den Betrachter in ihrer schieren Größe und Erhabenheit surreal.




Gevorg Bashinjaghian 

Um das zu verdeutlichen habe ich ein Bild gesucht, das vielleicht ein wenig davon vermittelt. So bin ich auf den wichtigen armenischen Maler Gevorg Bashinjaghian (1857-1925) gestossen, von dem das oben gezeigte Gemälde aus dem Jahr 1912 stammt.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts bereiste er Italien und die Schweiz, wo er sowohl klassische zentraleuropäische Kunst kennenlernte als auch die Alpen sah. Später schrieb er: "Die Alpen sind wunderschön, aber sie lassen dein Herz unberührt, wenn Du den Kaukasus gesehen hast."


Gevorg Bashinjaghian 



Sonntag, 3. September 2017

Taxi zur Trauerfeier: Teil 2

In den Nissan passen je nach Lesart vier, manchmal auch fünf und in Notfällen sechs Erwachsene und mindestens zwei Kinder. Beim Start in Awasi waren wir zu dritt, wobei ich aus Respekt vor dem älteren Herr, der zustieg freiwillig auf den Sitz hinten kletterte.

In Ahero, dem Nachbarort von Awasi, gesellten sich dann noch zwei Damen dazu, so dass wir eigentlich schon gut besetzt waren auf unserer Fahrt ins entfernt gelegene Siaya. Irgendwo bei Maseno stieg dann eine letzte Person zu, so dass wir dann eng gepackt unserem Ziel entgegen steuerten. Hin und wieder legten wir eine kleine Rast und Pause ein.

Emmanuel Mbeche während unserer Rast
Während der Fahrt hörte ich bereits allerlei Geschichten über die Verstorbene. Der hohe Grad ihrer Beliebtheit liess mich darauf schliessen, es nicht mit einer kleinen Beerdigung zu tun zu haben. So war es durchaus möglich, dass wir uns auf der Fahrt zu einem volksfestähnlichen Ereignis mit mehreren hundert Trauergästen befanden. Möglich wären aber auch Trauernde im vierstelligen Bereich, also mehr als 1000 Menschen auf einem Fleck. Was für eine Ansammlung, zumal wenn man bedenkt, dass Trauerfeierlichkeiten in dieser Region Kenias normalerweise drei Tage dauern.

Mir tun bei solchen Großereignissen immer die Angehörigen Leid. Wenn es nicht sehr vermögende Menschen sind, kann so eine Party den Ruin bedeuten, denn alle Anwesenden wollen versorgt werden mit Essen und Getränken. Da hilft die beste Harambee - eine traditionelle Geldsammelaktion - nicht.

Bei unserer Ankunft um zirka 13 Uhr war es bereits schwierig einen Parkplatz zu finden. Immerhin war es bereits der zweite Tag der Feierlichkeiten. Von netten Bewohnern des Ortes wurden wir auf einen etwas entfernt befindlichen Parkplatz gelotst, auf dem wir dann in der siebten Reihe Platz fanden. Zu diesem Zeitpunkt noch trockenen Fusses, doch es waren Regenfälle angekündigt, die diesen Wiesenparkplatz sehr schnell in eine Schlammwüste verwandeln könnten.

Freitag, 1. September 2017

Taxi zur Trauerfeier: Teil 1

Ich hatte mich für Samstag Morgen mit meinem Freund Emmanuel Mbeche verabredet. Gemeinsam wollten wir mit seinem kleinen Nissan nach Kisumu fahren, um dort bei den Großhändlern für Schul- und Schreibbedarf, Dinge für die Grundschule von Awasi zu besonders guten Preisen einzukaufen. Einerseits weil wir in großen Stückzahlen einkaufen würden, andrerseits weil wir auf großzügige Spenden seitens der zumeist kenianisch-indischstämmigen Händler hoffen konnten, die in der Vergangenheit stets ein offenes Ohr für unser karitatives Unterfangen bei Projekt Awasi e.V. hatten.


Während ich auf ihn wartete, sah ich an der Hauptstraße total vollgepackte Minibusse, sogenannte Matatus, die immer neue Passagiere durch die links angebrachte Seitentüre aufnahmen. Wie stets fragte ich mich, ob das ein Trick sei und die Menschen auf der anderen Seite wieder heraus kletterten. Nein, wie immer war es kein Trick: So sieht die Realität der kenianischen Bevölkerung aus. Anstatt zu protestieren und auf eine Durchsetzung der geltenden TLB-Beförderungsgesetze zu pochen, erträgt man mehr oder weniger voll Demut, dass man so - oder eben überhaupt nicht - befördert wird.

Nach einer Viertelstunde kam Emmanuel und unser Transportmittel versprach im Vergleich dazu puren Luxus mit einem richtigen, eigenen Sitzplatz, angenehmer und individuell einzustellender Belüftung und guten Gesprächen. Nach einer kurzen, freundschaftlichen Begrüßung, schilderte mir Emmanuel den vor uns liegenden Ablauf des heutigen Tages.

Mehr oder weniger überraschend sei eine alte Dame in der Nähe von Kogelo in Siaya gestorben. Da hier und auf dem Weg nach Kisumu Verwandte und Freunde der Dame lebten, sei er gebeten worden, die Trauernden mit seinem Pick-up an den Ort der Beerdingung zu bringen. Da ich Emmanuel kenne, war mir klar, dass nun ein sehr langer Tag auf uns warten würde mit vielen interessanten älteren Leuten und vielleicht auch der einen oder anderen Geschichte. Er hat einfach ein zu großes Herz und ein Fahrzeug, das nicht von ungefähr als Pick-up bezeichnet wird.



Unsere Reise führt nun also nicht von Awasi nach Kisumu, sondern weit darüber hinaus in die Nähe von Kogelo. Auch wenn wir etwas ganz anderes vorhatten: Für Reisen und Erlebnisse wie diese bin ich immer zu haben.

Übrigens: Wer denkt, Kogelo, Moment mal, da klingelt doch was. Ja, Kogelo ist der Ort aus dem Barack Obama Senior, der Vater des ehemaligen US-Präsidenten stammt. Nach wie vor besucht dieser seine Verwandten in der kenianischen Provinz, so wie er es als Senator bereits getan hat. Es kursiert ein Witz dazu: Immer wenn Obama nach Kogelo reist, gibt es eine große Party. Im Radio wird dann immer angesagt: Party in Kogelo, Parken in Kericho (auf der Landkarte unten rechts, mehr als 200 km weg vom Ort des Geschehens). Das zum Selbstverständnis der Luo Pride.

Montag, 28. August 2017

Role Models in Africa: Richard Leakey


Richad Leakey
Copyright by Rob Bogaerts/
 Anefo (Wikipedia)

Although, I never had the honour to meet in person with Richard Leakey, the former first chairman of the Kenya Wildlife Service (KWS), when it was formed in 1990, I find he is one of the most important persons in contemporary Kenya.

His merits for wildlife in East Africa and his view that parks were self-contained ecosystems that had to be fenced in and the humans kept out are best seen when realizing that Leakey had become one of the most crucial persons in the public life of Kenya.

Personally, I can add a story that was told to me by a friend at whose house I used to stay during 1993. At this time this friend used to be the Consular General of the United States of America to Kenya. She had a meeting with Richard Leakey in his office after his plane crash, which cost him his legs, which means both of them were amputated. 

When she entered the office of Richard Leakey, he was sitting behind his desk, which was expected. In the course of their conversation, she said she wondered how he can do his job so briefly after the fatal plane crash? His typical way of answering it (how she put it to me later that evening): "I am not thinking with my legs, I am thinking with my head", impressed me very much. I imagine it takes a strong character like this to form KWS. Otherwise it would not have been possible at all or as successful.

At the end of the meeting with the KWS chairman, it was time for her to leave. She rose and was shocked when she saw Richard Leakey also moving from his chair and escorting her to the door on his artificial limbs only months after the accident.



Freitag, 25. August 2017

Kenia: Und ewig grüßt das Gluckern des Wassertanks

© by Jovan Cormac (Wikipedia)
Mit diesem Phänomen habe ich bereits in den 1980er Jahren in Lateinamerika Bekanntschaft gemacht, dort verschwand es aber im Laufe der Zeit. In Kenia ist es eine andauernde Veranstaltung.
Für uns Wohlstandseuropäer ist es zumeist völlig unbekannt: Das Gluckern eines Wassertanks nach 22 Uhr. Überhaupt: was ist ein Wassertank?


Es gluckert in der Leitung. Was hat es damit auf sich?
Wenn Sie dieses Geräusch am Abend vernehmen, gehören Sie zu den schätzungsweise 90% der Bewohner Nairobis, die sich die knappe Ressource Wasser mit den anderen Hauptstadtbewohnern solidarisch teilen müssen. Während des gesamten vergangenen Tages haben Sie Wasser verbraucht, das nicht einfach aus der Leitung kam. Sie haben am Vorabend Wasser gesammelt bzw. im Verlauf von Tagen und Wochen Wassertanks in der Wohnung gefüllt. Dann haben Sie es rund um die Uhr aus diesen Tanks geschöpft.

Es gibt kein Wasser tagsüber. Dann werden Behörden, Militär und privilegierte Nutzer beliefert. Da Wasserknappheit herrscht, kann halt nicht jeder bedient werden. Glücklich wer den Mega-maxi-10000 Liter Wassertank auf dem Dach hat, am besten gleich zwei Stück davon. Am besten sie sind stets gut gefüllt. Der gute alte Spruch, "Spare in der Zeit", wo würde er mehr gelten als in Kenia?
Viele Kenianer haben aber wesentlich kleiner Tanks oder teilen sich einen Tank mit den Nachbarn.

Wie oft sind wir abends beim Essen gesessen und alle haben auf das Geräusch aus den Wasserleitungen gewartet. Dann - mehr oder wenig pünktlich - geht es los und dauert manchmal bis tief in die Nacht. Das Befüllen der Tanks - ein gutes Geräusch, ein sehr gutes sogar!

Es gibt leider auch Abende, an denen kein Wasser fliesst. Die einfache Formel lautet: Kein Gluckern, kein Wasser!

Wie lebt man mit Wasserknappheit?
Zunächst einmal kocht man Wasser sehr gewissenhaft ab, um daraus Tee, Kaffee oder Wasser zum Kochen zu haben. Wer Wert auf eine Dusche nach getaner Arbeit legt, lernt die Eimer-Füll-Methode in Verbindung mit der Eimer-über-dem-Kopf-entleeren Methode bei gleichzeitigem Shampoonieren des Körpers. Wer warmes Wasser will, mischt Wasser aus dem Tank mit gerade erhitzem Wasser. Man sollte auch immer ein wenig Wasser bunkern für Notfälle, für das WC oder wenn überaschend Besuch kommt.

Das war jetzt ein Szenario, das die Situation in einer einfachen Wohnung wider spiegelt. Selbstverständlich gibt es auch Wohnungen, die besser ausgestattet sind, gerade wenn ich an Durchlauferhitzer bei Duschen denke oder an kleine Wassertanks in einzelnen Räumem wie Bad oder Küche. Das ist dann schon ein angenhemer Luxus und das Upgrade gegenüber den Durchschnittswohnungen.

Wie lebt man nun mit derartiger Wasserverknappung? Man lebt.



Donnerstag, 24. August 2017

Taxifahren in Nairobi - Story 1: Airport - Langata

Man kommt nicht an ihnen vorbei und doch wäre es so schön, wenn man ohne sie auskommen könnte: Taxis samt deren raffgierigen Fahrern, die die Straßen von Nairobi bevölkern und ständig auf der Suche nach Beute sind.

Normalerweise hiesse das, bei einigermaßen klarem Verstand sind Taxis nahezu ein No-go. Technisch oftmals völlig unzulänglich, bei einem Komfort der zu wünschen übrig lässt. Dafür utopisch in der Preisgestaltung und nach oben hin offen. Weshalb also freiwillig in so eine Betrugsmaschine mit Ansage einsteigen? Weil man die Taxis halt doch ab und zu braucht, ganz einfach.

Der Klassiker: Ankunft am Flughafen
Eigentlich alles ausgemacht. Kurz nach dem Landen der Blick aus dem kleinen, ovalen Fenster des Airbus A330. Da hinten irgendwo steht mein Bekannter und wartet auf mich hinter der Absperrung am Ausgang des Flughafengebäudes. Noch gestern per Email hat er bestätigt, dass alles klappt, ich müsse mir keine Sorgen machen. Er wird da sein mit Aporro (ein Kikuyu, eigentlich heißt er Apollo). Ein Taxler der so eine Tour nebenher einbauen konnte. Win-win-Situation sozusagen. Wem das Taxi gehört? Keine Ahnung.

Copyright by Arthur Buliva (Wikipedia)

Ach ja, es ist 5.00 Uhr am Morgen. Es ist dunkel, Nairobi schläft. Nur die Mombasa Road vom Flughafen in die Stadt liegt da wie eine Schlange in der Finsternis und wartet auf Beute. Am liebsten leichte Beute.

Copyright by Apalsola (Wikipedia)







Zollkontrolle, alles gut gangen. Dann raus hier. Gleich zwanzig Meter weiter die Absperrung, dahinter rund 100 Menschen: Abholer allesamt, teils Familie, Freunde, Schlepper, Taxifahrer. Ich schaue mich um. Weit und breit keine Freund mit seinem Mann im Mond zu sehen. Diese Apollo-Mission scheint vorerst schief gegangen zu sein. Da taucht mein Freund auf. Er selbst musste sich irgendwie zum Flughafen durchschlagen. Apollo habe angerufen, er sei durch eine andere Tour etwas aufgehalten worden, aber bald da. Er befinde sich sozusagen schon fast im Anflug.

Nun gut. Ein bisschen Zeit können wir totschlagen. Ist ja auch angenehm, so früh am Morgen.Wir besprechen dies, wir besprechen jenes. So wird es 5.45 Uhr und, Ring-ring, Apollo meldet sich. Ja, er sei nun gleich da, nur noch schnell etwas abholen. Dauert nicht mehr lange. Inzwischen haben wir den Ort gewechselt. Erstens, ist es frustrierend im Ausgangsbereich dauernd neue Passagiere zu sehen, die schnell abgeholt werden und zweitens beginnt jetzt die Morgensonne etwas unerbittlicher zu scheinen. Nach einer durchflogenen Nacht gibt es bessere Anblicke. So ziehen wir uns zurück unter einen Baum auf dem Parkplatz in Sichtnähe der Straße. 6.20 Uhr, Ring-ring, Auftritt Apollo, dritter Teil. "Wo seid ihr?", ruft da einer aufgeregt ins Telefon. Er sei gleich da, wir sollen schon mal zur Straße kommen. Als ob wir da nicht schon längst wären. Irgendwie nehmen wir das alles so hin, die Gleichgültigkeit hat uns bereits im Griff. Nur hin und wieder, so alle 10 Minuten ein kurzer Wutanfall.

Die Belohnung winkt in Form einer günstigen Taxifahrt. Ich rechne so mit 15 Euro. Hätte man sich eines regulären Fahrzeugs am Flughafen bedient, wären so etwa 35 bis 50 Euro fällig geworden. Und die Angst fährt mit, denn man weiß ja nie zu wem man direkt am Flughafen ins Auto steigt. Und der Mombasa Highway kann dann sehr lang werden und hat viele dunkle Ecken und Abzweigungen in Gewerbegebiete.

Da, endlich. Um sieben Uhr Morgens. Einzug der Gladiatoren. Apollo nebst Co-Pilot kommt mit einem einigermaßen fahrtüchtigen Volvo in die Arena eingerollt. Er ist auch noch stolz, dass er uns fahren kann. Am liebsten würde ich ihm eine Standpauke halten. Aber das erspare ich ihm und irgendwie auch mir. Ich will jetzt nur noch heim, duschen und ein wenig schlafen.

Apollo hingegen dreht jetzt mächtig auf, erzählt mir was von den guten Christenmenschen, so wie er einer sei und den vielen Übeln und Versuchungen des Lebens da draußen. Aber wir seien ja an ihn geraten, er sei ja einer von den Guten. Leise flüstert mein Freund mir zu, er kenne Apollo und er müsse sagen: Ja, es treffe schon zu. Er selbst würde ihn immer am Sonntag in der Kirche sehen. Der Beweis war also erbracht.

Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber ich glaube es waren noch zwei unwesentliche Stops auf dem Weg nach Hause. Apollo war jetzt durstig und hungrig. Er musste anhalten, um an der Strasse Tee und irgendetwas Undefinierbares einnehmen. Dazu benötigte er zwei Anläufe, wobei er dann beim zweiten Mal an einer Tankstelle gleich die Luft seiner Volvoräder nachschauen liess.

Irgendwann kamen wir dann tatsächlich in Langata an. Es war kurz nach acht Uhr am Morgen. Ich könnte eigentlich schon seit zwei Stunden im Bett liegen. Raus aus der Karre, Kofferaum auf, schnell das Gepäck greifen und Apollo bezahlen.

Und was sagt unser freundlicher Taxifahrer: "40 Euro". Da platzt mir aber der Kragen und ich sage ihm, dass er zwei Stunden zu spät gekommen sei und unterwegs auch noch rumgetrödelt habe. Dafür zahle ich ihm nicht so viel. Das kostete es ja noch nicht einmal mit den regulären Halsabschneidern und Haifischen am Flughafen und da wäre ich schon längst zuhause gewesen, wo er noch nicht einmal am Flughafen war. 15 Euro bekäme er und sonst nicht für seinen Service.

Er nimmt das Geld. Wortlos. Wochen später erfahre ich, dass mein Freund die restlichen 25 Euro bezahlt hat. Da war ich sprachlos und habe dem Freund dieses Geld gegeben, da ich ihn nicht ausnutzen wollte. So läuft das in Kenia. Money for nothing. Und jeder macht mit oder möchte mitmachen.


Dienstag, 22. August 2017

St. Vincent Children Care & Nursery School: Tagesschule für Waisenkinder auf Privatinitiative

Heute ein kurzer Post, mit dem ich die St. Vincent Children Care & Nursery School in Awasi als ein Beispiel für private Initiative im Rahmen einer kleinen Gemeinde in Kenia vorstellen möchte.

Copyright by Emmanuel Mbeche
Gemeinsam mit seiner Frau Risper hat Emmanuel Mbeche im Jahr 2007 im Gedenken an seinen verstorbenen Sohn Vincent eine Tagesstätte für Kinder im Vorschulalter gegründet, da er speziell etwas für Waisenkinder in seiner Gemeinde machen wollte.

Da er ein großes Grundstück besitzt war es kein Problem einen Teil davon für die Schulbauten zu verwenden.

Waren es zu Beginn noch wenige Schüler die neben einem Elementarunterricht zwei warme Mahlzeiten bekamen, schossen die Zahlen in kurzer Zeit in die Höhe.

Weit mehr als 100 Schüler sind es heute, überwiegend Voll- oder Halbwaisen. Dazu eben auch noch Kinder aus Familien die über absolut keine Mittel verfügen. Also viele Kinder und Familien, die Hilfe brauchen.


Weshalb gibt es so viele Voll- oder Halbwaisen in Kenia und oft nur Großeltern
Neben tropischen Krankheiten wie Malaria, ist es eben auch Mangelernährung, die zu lethalen Schwächungen des Immunsystems auf dem Land in Kenia führt.

Ein Klassenzimmer mit Schaubildern für
den Biologieunterricht der Vierjährigen

Sehr großen Raum nimmt der Anteil der HIV-Erkrankten ein. Die Durchseuchung mit dieser Krankeit beträgt in der Spitze in dieser Region rund 25 % der Bevölkerung. Trauriger Nebeneffekt: Da die Elterngeneration oftmals ausfällt sind Großeltern nun mit der Erziehung und Versorgung der Kleinsten betreut. Dabei handelt es sich mitunter um Kleinkinder, die bereits mit dem HIV-Virus geboren wurden. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass jeder Beteiligte mit dieser Situation sehr leicht überfordert ist.

Die Mensa - Gebäude 1 und ein Stück von Gebäude 2


In diese Lücke versucht die Familie Mbeche zu springen. Bildung und zwei Mahlzeiten. Sie haben sich ein Motto gegeben: Eine bessere Basis für das Leben. Mit soviel Herzblut wie die Mbeches es zeigen, könnte es klappen. Wir von Projekt Awasi e.V. aus Bad Tölz unterstüzen die Beiden dabei und spenden für die täglichen Mahlzeiten für nahezu 150 Kinder in Form von Porridge, Reis und Trinkwasser.

Eines von zwei Schulgebäuden der St. Vincent
Children Care & Nursery School 










Diese Form von privatem Engagement ist es was mich begeistert. Für mich der beste Weg, wenn keine Politik oder sonstwie geartete Interessen dazwischenfunken.

Sonntag, 20. August 2017

Die Nebelfänger von Awasi

Mit Hitechmatten Wasser aus der feuchten Luft gewinnen - ein Weg für den wasserarmen Westen Kenias?
Eine Methode zur Ausnutzung der Naturkräfte macht sich eine Hitechfolie zunutze, die von der ITV Denkendorf Produktservice GmbH, vormals ITV Denkendorf GmbH, in mehreren Stufen entwickelt wurde. Mein persönlicher Kenntnisstand stammt aus dem Jahr 2011, es ist deshalb möglich, dass sich die von mir besprochenen Folien inzwischen auf einem höheren technischen Niveau befinden.

Durch einen Bericht bin ich auf die Arbeit dieses Instituts aufmerksam geworden. In dieser Reportage wurde berichtet, dass mithilfe von Matten, die man sich vom Aussehen her wie große Gummimatten vorstellen kann so wie sie etwa im Eingangsbereich großer Gebäude ausgelegt sind, Wsser aus der Umgebungsluft gewonnen werden kann.

Nach einem ersten Anruf im Institut wurde ich mit Dr. Jamal Sarsour verbunden, der bei der Entwicklung maßgeblichen Einfluss hatte. Er berichtete mir von ganz guten Erfolgen in Lateinamerika, vornehmlich in den Anden und in Höhen von bis zu über 4000 Metern.

Es sei möglich durch diese Technologie die täglichen Wasservorräte für alle Bewohner der Testregionen zu gewinnen. Es gebe durchaus einige Voraussetzungen zum Gelingen: normale bis hohe Luftfeuchtigkeit, sowie Wind, der die feuchte Luft durch das Hitechgewebe regelrecht treibe und beschleunige, so dass am Ende aufgrund der gezielten Verwirbelungen Wasser kondensiere, das man in einer Ablaufrinne auffangen und zum Gebrauch sammeln könne.

Phantastisch - Wir kamen überein, dass Dr. Sarsour mir zwei verschiedene Matten schicken würde. Die neueste Entwicklung sowie etwas mehr Material einer Vorgängerserie, die nahezu genauso effizient sein würde. 


Der Nebelfänger im ersten Feldversuch im November 2011 in Oberbayern

Wie auf dem Foto zu sehen ist, konnte ich den Nebelfänger zuhause ausprobieren. Es gab einen ansehnlichen Ertrag an Wasser von etwa einem Liter nach einer kalten Frostnacht. Wegen des andauernden Frosts bildeten sich Eiskristalle in der Struktur, sonst wäre sicherlich mit mehr Wasser zu rechnen gewesen. Das Bild zeit die neuere Version des Nebelfängers. Die Struktur muss man sich wie viele ineinander verwobene Wirbel vorstellen. Nach Kenia habe ich dann dickere, schwarze Matten mitgenommen, die noch nicht ganz so filigran ausgearbeitet waren. 

Ich gab sie meiner Kontaktperson Emmanuel Mbeche, der sie dann an drei verschiedenen Orten in und um Awasi aufstellte. Leider konnte ich nicht so lange bleiben um die Testreihe bis zum Schluss mit zu verfolgen.

Später im April 2012 teilte mir Emmanuel Mbeche dann mit, welche Ergebnisse er erzielt hatte. Leider war der Nebelfänger in Awasi, im Westen Kenias nicht so erfolgreich wie in Südamerika.
Die Ursache hierfür liegt im Mangel an Wind. Es ist feucht in der Region um den Lake Victoria und es wäre wunderbar, wenn man diese Feuchtigkeit der Luft entziehen könnte. Über den Zeitraum mehrerer Wochen wehte jedoch maximal ein laues Lüftchen, das den Turbo einfach nicht zum Laufen brachte. 

Mit diesem Ergebnis habe ich dann noch ein abschliessendes Gespräch mit Dr. Sarsour von der ITV Denkendorf GmbH geführt, der zu dieser Problematik leider auch keine Lösung parat hatte.

Meinem Ziel eine verlässliche Wasserversorgung nach Awasi zu bringen bin ich leider nicht näher gekommen. Aber ich gebe nicht auf.


Samstag, 19. August 2017

Ein Leben ohne Wasser bedeutet Stillstand und einen guten Fluchtgrund - Gedanken zur UN-Resolution 64/292

In Zeiten wie diesen, in denen in Deutschland so viel von der Bekämpfung von Fluchtursachen gesprochen wird, sollte man sich vorab die eine oder andere selbstkritische Frage stellen: Wie lange würden wir selbst ein Leben ohne Wasser ertragen? Warum gehen wir davon aus, dass Menschen auf anderen Kontinenten auf Wasser als ein Grundrecht verzichten können? Weshalb ist es in Jahrzehnten bilateraler Beziehungen zwischen Kenia und Deutschland bisher nicht möglich gewesen elementare Entwicklungen in diesem ostafrikanischen Land umzusetzen?

Beim Warten auf Wasser (Wasserkiosk der Kirche links)

Wie lange würden wir selbst ein Leben ohne Wasser ertragen?
Bevor wir uns diese Frage stellen, ist es ganz gut Einblick in die Rechtslage zu nehmen: Das Recht zum Zugang auf sauberes Wasser ist am 28. Juli 2010 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen mit der Resolution 64/292 als Menschenrecht anerkannt worden. Resolutionen der UN sind jedoch rechtlich nicht bindend und daher auch nicht einklagbar. Die Möglichkeit, das Recht auf sauberes Wasser einzuklagen, besteht nur, wenn es in die Verfassung des jeweiligen Heimatlandes des Klägers aufgenommen wurde.

Für die Resolution stimmten damals 122 Staaten, bei 41 Enthaltungen. Vielleicht ist es für Deutschland als Befürworter deshalb so schwierig Massnahmen zu ergreifen, weil Kenia gleichzeitig zu den Staaten gehörte, die sich enthalten haben? Es scheint nicht zu einer der Prioritäten der kenianischen Regierung zu gehören für ihre Bürger sicherzustellen, dass sie jederzeit Zugang zu sauberem und bezahlbarem Wasser haben und im Land ein Mindeststandard an Hygiene eingeführt wird? Das erschwert die Situation.

Ich sehe das als nicht problematisch, wenn man gleichzeitig privaten Initiativen gestattet im Sinne dieser Resolution einen Beitrag zu leisten und Menschen in Not - und nichts anderes ist diese Wasserarmut - Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.


Alles andere ist bereits Luxus

Für uns mag sich diese Überlegung verbieten, da wir mit großer Wahrscheinlichkeit sofort nach dem Staat oder unserem lokalen Wasserversorger rufen, wenn das köstliche Nass mal nicht aus dem Hahn sprudelt. Stimmt einerseits. Andererseits kann uns diese Problematik schneller einholen als uns lieb ist. Denn die zunehmende Weltbevölkerung, die gestiegenen Ansprüche der Schwellenländer, die rigorosen Verteilungskämpfe um Wasser, z.B. in Asien und die Wasserpolitik der globalen Foodkonzerne durch Lobbyisten und Juristen, etwa in Brüssel oder Berlin, lassen nichts gutes für die Zukunft vor unserer eigenen Haustür erahnen.

Um zur eigentlichen Frage zurückzukehren: Durch eigene Reisen geschult, kann ich sagen, dass es nur wenige Tage ohne Wasser benötigt, bis man physisch und psychisch am Ende ist und sich nichts seliger wünscht als eine Dusche, eine Seife und sauberes Trinkwasser. 

Weshalb gehen wir davon aus, dass Menschen auf anderen Kontinenten auf Wasser als ein Grundrecht verzichten können? 
Auf diese Frage kenne ich leider keine Antwort.



Weshalb ist es in fünf Jahrzehnten bilateraler Beziehungen zwischen Kenia und Deutschland bisher nicht möglich gewesen elementare Entwicklungen in diesem ostafrikanischen Land umzusetzen?
Nur drei Fragen und dennoch kommt als Resultat kein vernünftiges Ergebnis zustande, werden keine Brunnen gebaut, werden immer wieder Menschen versuchen ins "gelobte Land", sprich nach Europa zu gelangen. Es gibt viel zu tun. Fürwahr. Dennoch wären die Aufgaben zu bewältigen, um dauerhaft Fluchursachen aus Ländern des afrikanischen Kontinents entgegen zu wirken.

Ich empfinde jede Art von politischer Einmischung, gepaart mit Entwicklungshilfeorganisationen jeglicher Art als eine Aneinanderreihung von Akten des gezielten und gewünschten Komplettversagens - und ich denke die "Erfolge" der vergangenen fünf Jahrzehnte könnten mir da durchaus Recht geben.

Immerhin gibt es das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bereits seit 1961. Jede wirtschaftlich orientierte Unternehmung hätte weniger als ein Zehntel dieser Zeit zu Erfolgen zu gelangen oder zu scheitern, unterzugehen und letztlich in der Versenkung zu verschwinden. Nicht so ein deutsches Ministerium, das durchaus erfolgsgerichtet agiert. Der Erfolg stellt sich auch regelmäßig ein, nur: es handelt sich um Klientelpolitik, deren Nutznießer nicht in armen Dörfern wohnen und die nicht täglich aufs Neue den Kampf ums Überleben führen. Aus diesem aber auch aus weiteren Gründen bin ich für die komplette Abschaffung des BMZ zumindest im Hinblick auf seine Rolle auf niedrigster lokaler Ebene in einem Zielland.



Was kommt nach dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung?
Für mich besteht eine zukunftsweisende Aufgabe im kompletten Umbau und der rigorosen Verschlankung des BMZ zu einer Stelle bei der ausschliesslich für private Vereine ohne Gewinnerzielungsabsicht und mit einem gemeinsamen Vorstand aus deutschen und kenianischen Mitgliedern, und zwar aus dem Dorf, in dem eine Massnahme der Hilfe zur Selbsthilfe durchgeführt werden soll, Mittel zur Verfügung gestellt werden dürfen. Dabei gibt es im Hinblick auf die Größe der Gemeinde zwei Voraussetzungen. Zum einen Gemeinden mit bis zu 2000 Bewohnern und Gemeinden mit bis zu 5000 Bewohnern. Es muss Wissen auf lokaler Ebene einfliessen, das der Vereinsvorstand bei den gemeinsamen Beschlüssen und Entwicklungsplänen berücksichtigt.



BMZ: bitte erfinden Sie sich neu im 21. Jahrhundert - Fluchtursachen beseitigen und die Menschen zum Bleiben in der Heimat veranlassen
Ein "Weiter so" wie bisher wird die Verhältnisse zementieren. Das BMZ steht vor der Wahl Pest oder Cholera. Nur die Selbstabschaffung wäre eine Lösung, die einen echten Neuanfang ermöglicht und könnte so eine Organisation entstehen lassen, die es schafft den Menschen in vielen afrikanischen Ländern eine Bleibeperspektive anstelle von Flucht überhaupt erst zu schaffen. Möglichkeiten schaffen damit man dort bleiben kann, wo man zuhause ist. Das sollte im Mittelpunkt eines BMZ oder wie auch immer die Organisation heißen könnte stehen.



Freitag, 18. August 2017

Ten reasons to love Kenya

My personal best-of list

1. The best coffee in the world

2. Personal freedom

3. Business opportunities

4. The climate

5. Euro exchange rate

6. Friends

7. Clubbing

8. Njama Choma at Kenyatta Market with Kachumbari, Kunde & Tusker Beer

9. Outdoor-Aktivities

10. The red soil and its fertility

Donnerstag, 17. August 2017

When the clock runs backwards - Life without water in provincial Kenya

Especially now during the hottest period of the year, we all expect seamless supplies of water. Our level of tolerance towards  a lack of water is close to non-existing and resembles the human right to water and sanitation as the United Nations General Assembly explicitly recognized in resolution 64/292

On 28 July 2010, the General Assembly furthermore acknowledged that clean drinking water and sanitation are essential to the realisation of all human rights. The Resolution calls upon States and international organisations to provide financial resources, help capacity-building and technology transfer to help countries, in particular developing countries, to provide safe, clean, accessible and affordable drinking water and sanitation for all.

Meanwhile still in 2017, many reasons prevent residents of rural Kenyan communities from access to their basic human rights. And it is not only adults, but especially undererage students that have to lead a fight against thirst, hunger and for sanitation at the lowest level. 
                                                                                       
A Kenyan village at 7:00 a.m.
This story is dedicated to the young students between four and eight years of age in a typical village without water. Or should I not better say, between 4 a.m. and 8 a.m. in the morning, which has a bigger meaning to those hordes of youngsters one can observe on their daily march of thirst for the precious water.


Akinyi, a girl of six years, leaves the poor home on a hill, in her hands two jerrycans almost half as big as herself. They once contained cooking oil and now serve as her daily company. After a walk of 40 minutes she can see the first small lights of candles illuminating the simple houses, made of straw and clay. It is 4:40 a.m. in Awasi, Western Kenya.

Not knowing what this morning will bring her, she is happy and cheerful, like most of the days of her life, which has not seen too many reasons to celebrate. It is simply the lack of opportunity to know what she is missing. Those things, children of her age usually understand as a normal part of life. Playing, sleeping, washing or even showering and a good meal before they are off to school.
She simply doesn't miss it.

What she knows is, that coming home without her jerrycans filled would make her mother very unhappy, yet another day to master in the merciless heat of the African sun close to the equator. A day without clean trousers, a shirt filled with hunger and the cloud of dust hanging around her for another full day and another full night. Will she be lucky today and get her buckets filled?

What does it have to do with luck in a situation with too many luring for the same? What are her chances, she is small and she cannot carry too much of weight on her fragile shoulders or arms. But there was mother, saying she should try. And she doesn't want to disappoint her, she feels that what she is doing is important to her family. This is what makes her proud and strong, even stronger than the boys of her age. In the village there she would find her friends from school, she would see them the first time today. Later for the second time, when they meet in school, she is already very tired. So now is the time to  talk a little about things that matter.


Coming closer she can already see many people are queuing in front of the water kiosk the catholic church has placed here in the center next to the road that connects Kisumu with Kericho and a road that is leading somewhere to other forgotten places. Akinyi is at cross-roads.

The kiosk with the water free of charge, has not opened yet, when one of her friends is approaching from the other side of the road. When she is close enough, she can hear her shouting with excitement. Her friend wants her to come along. A quarter mile down the road there is a bursted water pipe next to the road. Since the kiosk would still be closed for another hour or so and her chances in such a long row of people to fetch the water she needed are low, she decides the best thing to do would be to join her friend and hunt along the highway.


After a while they reach and she feels happy that she has to share the catch with only a few other kids. It was worth it, even when she had to add another half mile to her daily walk of three miles and even if the water is dirty.  And the load is so heavy on her head and on her left shoulder.







Back to the water kiosk, she only pays little attention. Too many people. Too small are her chances for some water, especially since the water here is very limited, it comes from sources filled with surface water. Sometimes the sources are 20 meters below the ground and only sometimes as low as 60 meters.

Awasi would not have to be a dried out place, only if there was a quality pump which would bring the water from depths of around 200 - 300 meters to the surface. The villagers are ready to pay for the water, as they are ready to pay for the water that might be arriving later with the water truck. Some of them, young women, are even ready to pay a very high price. Awasi became famous for this a few years ago, when a newsreport showed that water vendors, those with the handcarts, delivered their goods to the doorsteps, even at a larger distance. Only their currency was as shameful as inadequate and doesn't have to be illustrated in this post.
For those interested, one an find the broadcast on Youtube under https://www.youtube.com/watch?v=kgl8v5gxVxc

Water is carried to this place in big lorries from Kisumu. Only, if this truck is sold out, before reaching Awasi, this means another day without water.

After my research, I had learnt that usually Awasi could have around eight wells. Only two of them were working at the time.


One belongs to the catholic church and the other to a private school. Whenever there is a surplus of water the school sells it in the market in Awasi.


Looking at their pump, one can see it is not in a very good condition, the school-kids are jumping up and down the tubes, which is definitely worsening the functionality. Moreover, believe it or not, when this photograph was taken, the whole site was less than a year old. Which has to do with a lack of quality of the cheap materials used from China. Same fate as with the other six installations in and out of Awasi. Things are good for a moment, but after only one part has a crack or needs a repair, the hole borehole is usually given up.

There is one solution, which is very considerate and guarantees almost 24/7 fresh water available: Lifelink water solutions from the Danish company Grundfos. Only the price is somewhat on the high side: approximately 50000 US-Dollars.

I think that could be the best investment in the development of a small town like Awasi. And the money is only needed as seed money which would be paid back within three years. After this period, the pump would create a profit which could be reinvested in the infrastructure of Awasi.

From this post and for future posts, I have four more stories to tell.

  1. What is the Lifelink solution for water
  2. How an initial payment/ investment of 50000 Dollars would be paid back through a plan
  3. How Awasi could start investing in its infrastructure and blossom
  4. How did Akinyi find her way home and what happened between 6 a.m. and 7 a.m. and later at school?
Nota bene
In November 2002, the Committee on Economic, Social and Cultural Rights adopted General Comment No. 15 on the right to water. Article I.1 states that "The human right to water is indispensable for leading a life in human dignity. It is a prerequisite for the realization of other human rights". Comment No. 15 also defined the right to water as the right of everyone to sufficient, safe, acceptable and physically accessible and affordable water for personal and domestic uses.

   Sources:
  • Resolution A/RES/64/292. United Nations General Assembly, July 2010
  • General Comment No. 15. The right to water. UN Committee on Economic, Social and Cultural Rights, November 2002