Kaffeerösterei

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Sonntag, 3. September 2017

Taxi zur Trauerfeier: Teil 2

In den Nissan passen je nach Lesart vier, manchmal auch fünf und in Notfällen sechs Erwachsene und mindestens zwei Kinder. Beim Start in Awasi waren wir zu dritt, wobei ich aus Respekt vor dem älteren Herr, der zustieg freiwillig auf den Sitz hinten kletterte.

In Ahero, dem Nachbarort von Awasi, gesellten sich dann noch zwei Damen dazu, so dass wir eigentlich schon gut besetzt waren auf unserer Fahrt ins entfernt gelegene Siaya. Irgendwo bei Maseno stieg dann eine letzte Person zu, so dass wir dann eng gepackt unserem Ziel entgegen steuerten. Hin und wieder legten wir eine kleine Rast und Pause ein.

Emmanuel Mbeche während unserer Rast
Während der Fahrt hörte ich bereits allerlei Geschichten über die Verstorbene. Der hohe Grad ihrer Beliebtheit liess mich darauf schliessen, es nicht mit einer kleinen Beerdigung zu tun zu haben. So war es durchaus möglich, dass wir uns auf der Fahrt zu einem volksfestähnlichen Ereignis mit mehreren hundert Trauergästen befanden. Möglich wären aber auch Trauernde im vierstelligen Bereich, also mehr als 1000 Menschen auf einem Fleck. Was für eine Ansammlung, zumal wenn man bedenkt, dass Trauerfeierlichkeiten in dieser Region Kenias normalerweise drei Tage dauern.

Mir tun bei solchen Großereignissen immer die Angehörigen Leid. Wenn es nicht sehr vermögende Menschen sind, kann so eine Party den Ruin bedeuten, denn alle Anwesenden wollen versorgt werden mit Essen und Getränken. Da hilft die beste Harambee - eine traditionelle Geldsammelaktion - nicht.

Bei unserer Ankunft um zirka 13 Uhr war es bereits schwierig einen Parkplatz zu finden. Immerhin war es bereits der zweite Tag der Feierlichkeiten. Von netten Bewohnern des Ortes wurden wir auf einen etwas entfernt befindlichen Parkplatz gelotst, auf dem wir dann in der siebten Reihe Platz fanden. Zu diesem Zeitpunkt noch trockenen Fusses, doch es waren Regenfälle angekündigt, die diesen Wiesenparkplatz sehr schnell in eine Schlammwüste verwandeln könnten.

Freitag, 1. September 2017

Taxi zur Trauerfeier: Teil 1

Ich hatte mich für Samstag Morgen mit meinem Freund Emmanuel Mbeche verabredet. Gemeinsam wollten wir mit seinem kleinen Nissan nach Kisumu fahren, um dort bei den Großhändlern für Schul- und Schreibbedarf, Dinge für die Grundschule von Awasi zu besonders guten Preisen einzukaufen. Einerseits weil wir in großen Stückzahlen einkaufen würden, andrerseits weil wir auf großzügige Spenden seitens der zumeist kenianisch-indischstämmigen Händler hoffen konnten, die in der Vergangenheit stets ein offenes Ohr für unser karitatives Unterfangen bei Projekt Awasi e.V. hatten.


Während ich auf ihn wartete, sah ich an der Hauptstraße total vollgepackte Minibusse, sogenannte Matatus, die immer neue Passagiere durch die links angebrachte Seitentüre aufnahmen. Wie stets fragte ich mich, ob das ein Trick sei und die Menschen auf der anderen Seite wieder heraus kletterten. Nein, wie immer war es kein Trick: So sieht die Realität der kenianischen Bevölkerung aus. Anstatt zu protestieren und auf eine Durchsetzung der geltenden TLB-Beförderungsgesetze zu pochen, erträgt man mehr oder weniger voll Demut, dass man so - oder eben überhaupt nicht - befördert wird.

Nach einer Viertelstunde kam Emmanuel und unser Transportmittel versprach im Vergleich dazu puren Luxus mit einem richtigen, eigenen Sitzplatz, angenehmer und individuell einzustellender Belüftung und guten Gesprächen. Nach einer kurzen, freundschaftlichen Begrüßung, schilderte mir Emmanuel den vor uns liegenden Ablauf des heutigen Tages.

Mehr oder weniger überraschend sei eine alte Dame in der Nähe von Kogelo in Siaya gestorben. Da hier und auf dem Weg nach Kisumu Verwandte und Freunde der Dame lebten, sei er gebeten worden, die Trauernden mit seinem Pick-up an den Ort der Beerdingung zu bringen. Da ich Emmanuel kenne, war mir klar, dass nun ein sehr langer Tag auf uns warten würde mit vielen interessanten älteren Leuten und vielleicht auch der einen oder anderen Geschichte. Er hat einfach ein zu großes Herz und ein Fahrzeug, das nicht von ungefähr als Pick-up bezeichnet wird.



Unsere Reise führt nun also nicht von Awasi nach Kisumu, sondern weit darüber hinaus in die Nähe von Kogelo. Auch wenn wir etwas ganz anderes vorhatten: Für Reisen und Erlebnisse wie diese bin ich immer zu haben.

Übrigens: Wer denkt, Kogelo, Moment mal, da klingelt doch was. Ja, Kogelo ist der Ort aus dem Barack Obama Senior, der Vater des ehemaligen US-Präsidenten stammt. Nach wie vor besucht dieser seine Verwandten in der kenianischen Provinz, so wie er es als Senator bereits getan hat. Es kursiert ein Witz dazu: Immer wenn Obama nach Kogelo reist, gibt es eine große Party. Im Radio wird dann immer angesagt: Party in Kogelo, Parken in Kericho (auf der Landkarte unten rechts, mehr als 200 km weg vom Ort des Geschehens). Das zum Selbstverständnis der Luo Pride.